
Moritz von Schwind
Ein Spielmann bei einem Einsiedler, um 1846
Öl auf Pappe, 60,9 x 45,7 cm
1959 aus Staatsbesitz überwiesen
Inv. Nr. 13029
Ein Spielmann bei einem Einsiedler
In der Abgeschiedenheit eines felsigen Tales begegnen sich zwei Menschen: ein Eremit, der sich in diese karge, enge Natur zurückgezogen hat, um fern aller Zivilisation ein gottgefälliges Leben zu führen, und ein Spielmann, der in dieser Eremitage eingekehrt ist, sich auf einem Fels niedergelassen hat und mit gedankenverlorenem Blick seine Sackpfeife bläst. Der Eremit, der eben von einer Wanderung heimkehrt, ist ganz in seinen braunen Mantel gehüllt. Das Gesicht ist von der Kapuze verdeckt, sodass wir nicht erkennen, ob er den Besucher mit Erstaunen, Freude oder Missbilligung wahrnimmt. Mit feinem Pinsel sind die Besonderheiten der Natur charakterisiert: die Felsen, die Sträucher und Bäume, die sich mit ihren Wurzeln an das harte Gestein klammern und dabei wunderliche Formen bilden.
Wie die Einsiedler und Spielleute des Mittelalters empfanden sich viele Künstler des 19. Jahrhunderts als Außenseiter der Gesellschaft. Sie führten ein Leben jenseits der bürgerlichen Konventionen und hielten sich abseits von den ökonomischen und gesellschaftlichen Zwängen im Zeitalter der Industrialisierung. Moritz von Schwind hat das Thema des Einsiedlers in seinem Werk immer wieder aufgegriffen, meist in kleinen Formaten wie diesem, in denen er subjektiv gefärbte Visionen einer sagenhaften, fernen Zeit des Mittelalters schuf. Daneben aber war er als Maler von großen Historienbildern viel beschäftigt, etwa in der Wartburg bei Eisenach, wo er in den 1850er Jahren die Geschichte der Hl. Elisabeth von Thüringen in Wandgemälden darstellte.